Weihnachtsgrüsse unseres Herrn Oberst

Lie­be Schei­ben­schüt­zen, lie­be Schüt­zen­frau­en und Wevelinghovener/innen,

das für uns alle nicht ganz ein­fa­che Jahr 2016 ist bald zu Ende. Viel ist pas­siert, schö­nes aber auch schlim­mes. Wir soll­ten uns alle die Zeit neh­men, an den Fei­er­ta­gen in Ruhe über die wich­ti­gen Sachen im Leben nach­zu­den­ken. Und viel­leicht hilft die fol­gen­de klei­ne Geschich­te dabei.

Ihnen und Euch allen ein Fro­hes Weih­nachts­fest und Alles Gute für das Neu­es Jahr!

Ihr und Euer
Peter Schrörs
Regimentsoberst

 


Vor mehr als 100 Jah­ren schrieb die acht­jäh­ri­ge Vir­gi­nia O’H­an­lon einen Leser­brief an den „New York Sun“ in einer drin­gen­den Angelegenheit:

Ich bin acht Jah­re alt. Eini­ge mei­ner Freun­de sagen, es gibt kei­nen Weih­nachts­mann. Papa sagt, was in der ‚Sun’ steht, ist immer wahr. Bit­te sagen Sie mir: Gibt es einen Weihnachtsmann?“

Die Sache war dem Chef­re­dak­teur der „New York Sun“ so wich­tig, dass er einen erfah­re­nen Kolum­nis­ten, Fran­cis P. Church, beauf­trag­te, eine Ant­wort zu ent­wer­fen – für die Titel­sei­te der Zei­tung. Der Text wur­de so berühmt, dass er Jahr für Jahr aufs Neue erschien.

Ja, Vir­gi­nia, es gibt einen Weihnachtsmann.“

Vir­gi­nia, Dei­ne klei­nen Freun­de haben nicht recht. Sie sind ange­krän­kelt vom Skep­ti­zis­mus eines skep­ti­schen Zeit­al­ters. Sie glau­ben nur, was sie sehen: Sie glau­ben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem klei­nen Geist nicht erfas­sen kön­nen. Aller Men­schen­geist ist klein, Vir­gi­nia, ob er nun einem Erwach­se­nen oder einem Kind gehört. Im Welt­all ver­liert er sich wie ein win­zi­ges Insekt. Sol­cher Amei­sen­ver­stand reicht nicht aus, die gan­ze Wahr­heit zu erfas­sen und zu begrei­fen. Ja, Vir­gi­nia, es gibt einen Weihnachtsmann.

Es gibt ihn so gewiss wie die Lie­be und die Groß­her­zig­keit und die Treue. Und Du weißt ja, dass es all das gibt, und des­halb kann unser Leben schön und hei­ter sein. Wie dun­kel wäre die Welt, wenn es kei­nen Weih­nachts­mann gäbe! Sie wäre so dun­kel, als gäbe es kei­ne Vir­gi­nia. Es gäbe kei­nen Glau­ben, kei­ne Poe­sie – gar nichts, was das Leben erst erträg­lich mach­te. Ein Fla­cker­rest an sicht­ba­rem Schö­nen blie­be übrig.

Aber das ewi­ge Licht der Kind­heit, das die Welt erfüllt, müss­te ver­lö­schen. Es gibt einen Weih­nachts­mann, sonst könn­test Du auch den Mär­chen nicht glau­ben. Gewiss, Du könn­test Dei­nen Papa bit­ten, er sol­le an Hei­lig­abend Leu­te aus­schi­cken, den Weih­nachts­mann zu fan­gen. Und kei­ner von ihnen wür­de den Weih­nachts­mann zu Gesicht bekom­men. Aber was wür­de das schon beweisen?

Kein Mensch sieht ihn ein­fach so. Das beweist gar nichts. Die wich­tigs­ten Din­ge blei­ben meis­tens Kin­dern und Erwach­se­nen unsicht­bar. Die Elfen zum Bei­spiel, wenn sie auf Mond­wie­sen tan­zen. Trotz­dem gibt es sie. All die Wun­der zu den­ken – geschwei­ge denn sie zu sehen –, das ver­mag nicht der Klügs­te auf der Welt. Was Du auch siehst, Du siehst nie alles.

Du kannst ein Kalei­do­skop auf­bre­chen und nach den schö­nen Farb­fi­gu­ren suchen. Du wirst eini­ge bun­te Scher­ben fin­den, nichts wei­ter. War­um? Weil es einen Schlei­er gibt, der die wah­re Welt ver­hüllt, einen Schlei­er, den nicht ein­mal die größ­te Gewalt auf der Welt zer­rei­ßen kann. Nur Glau­be und Poe­sie und Lie­be kön­nen ihn lüf­ten. Dann wer­den die Schön­heit und Herr­lich­keit dahin­ter auf ein­mal zu erken­nen sein.

Ist das denn auch wahr?“, magst Du fra­gen. Vir­gi­nia, nichts auf der gan­zen Welt ist wah­rer und nichts bestän­di­ger. Der Weih­nachts­mann lebt, und er wird ewig leben. Sogar in zehn mal zehn­tau­send Jah­ren wird er da sein, um Kin­der wie Dich und jedes offe­ne Herz mit Freu­de zu erfüllen.

Fro­he Weih­nacht, Virginia!
Dein Fran­cis P. Church

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